Dienstag, 2. Oktober 2012

Texas Hollywood

Letzte Station am ersten Tag war das Fort Bravo oder Texas Hollywood, wie es imposant in den Hügeln zu lesen ist. Auch hier war die Anfahrt dank guter Beschilderung und kurzer Wege denkbar einfach. Einzig die Kilometerangaben sollte man - wie generell bei Werbeschildern in Spanien - nicht immer allzu ernst nehmen.
Einmal mehr umkurvten wir also unzählige Hügel, bis sich vor uns eine weitere Ebene ausbreitete, auf der einsam und verlassen eine Art Wachhäuschen stand, in der ein Cowboy in voller Montur den ganzen Tag unter der Wüstensonne darauf wartet, ein paar Tickets verkaufen zu dürfen. Weiter ging es durch den Staub, vorbei am großen Fort und schließlich auf das eigentliche Western-Dorf zu.
Schon aus der Ferne zu sehen ist der berühmteste Torbogen der Welt. Doch diese Spiel mir das Lied vom Tod-Kulisse war natürlich der einzige Fake auf unserer Tour, denn wie man bereits an der Umgebung leicht erkennt, handelt es sich bei dem Styropor-Bogen lediglich um einen Nachbau - der allerdings seine Wirkung nicht verfehlt.
Laut Flyer wurde allerdings auch Leones ultimativer Western hier gedreht, ansonsten wirbt das Fort Bravo (die unterschiedlichen Bezeichnungen rühren übrigens daher, dass die originären Namen Texas Hollywood und Mini Hollywood häufig verwechselt wurden) kurioserweise vor allem damit, Drehort für Filme wie Der Schuh des Manitu, dem Til Schweiger-Lucky LukePatton oder Indiana Jones (beziehungsweise Indianer Jones und die letzte Kreuzfahrt, wie es der mit derartigen Stilblüten dicht bepflanzte Prospekt formuliert). Doch auch für Die Glorreichen SiebenVier Fäuste für ein Halleluja und Zwei Glorreiche Halunken wurde hier gedreht.


Als einziges der noch erhaltenen Western-Dörfer dient das Texas Hollywood noch heute immer wieder als Kulisse, weshalb es sich ständig verändert und der Wiedererkennungseffekt bei älteren Filmen etwas geringer ausfällt. Auf der anderen Seite kann keine der weiteren Locations mit der Authentizität mithalten, die hier geboten wird. Bretterbuden, eingefallene Gebäude und eine Weitläufigkeit, die ihresgleichen sucht, versetzten uns noch mehr als sonst irgendwo in den Wilden Westen.
An diesem Tag teilten wir uns das Gelände mit einem bis zwei Dutzend anderen Besuchern, was bei der Größe jedoch kaum in Gewicht fiel, da oft minutenlang keine Menschenseele auf den Straßen zu sehen war. Bei Beginn der Western-Show wunderten wir uns selbst, wie viele Touristen sich vor dem Saloon einfanden, um den Cowboys bei ihren Stunts zuzusehen.

Der Torbogen ist Show, der Rest ist
authentischer als irgendwo anders.
Neben dieser Attraktion bietet das Texas Hollywood noch kostenlose Kutschfahrten, Foto-Shootings, die allerdings mit denen im Mini Hollywood nicht mithalten können, und sogar Übernachtungsmöglichkeiten in Holzhütten. Praktisch, da vor der Kulisse des mexikanischen Dorfes auch Biker-Treffen und Konzerte stattfinden.
Wo das Western Leone mit Magie glänzt und im Mini Hollywood eine Vielzahl an gut erkennbaren Leone-Kulissen auf den Besucher wartet, trumpft das Texas Hollywood mit einem einzigartigen Look auf. So hatte jedes der drei Dörfer auf unserem Weg eine ganz besondere Eigenschaft, die es ausgemacht hat, womit es sich definitiv lohnt, alle drei zu erkunden. Eine qualitative Reihenfolge lässt sich daher keinesfalls aufstellen. Vielmehr ist jedes einzelne den Besuch wert und eine tolle Erfahrung.